Obwohl die Distanz von der Playa Papagayo nach Corralejo in Fuerteventura kurz ist, braucht es ein bisschen Geduld, bis uns das gefühlt laue Lüftchen über das Meer pustet. Wir machen es uns gemütlich, halten nach Delfinen Ausschau, die sich in letzter Zeit sehr versteckt halten und hören uns den nächsten Teil des Harry Potter-Hörbuchs an. Letzteres übrigens die geschenkte Datei einer tollen deutschen Familie, die seit vier Jahren mit vier Kindern auf ihrem Katamaran lebt. Mit ihnen haben wir wunderbare Tage vor der Südküste Portugals verbracht und wir hoffen, sie auf den Kanaren wieder zu treffen. Unser Ziel an diesem Tag ist vorerst das Urlaubsstädtchen Corralejo im Norden von Lanzarote, vor dem sich schon bei unserer Ankunft Foil-Windsurfer tummeln. Wir setzen den Anker vor dem Hafen, achten dabei darauf, von keiner Schnellfähre überwalzt zu werden und spüren: Hier gibt es viel Schwell. Eine Gegebenheit, die die Umgebung zum Surfer-Hotspot macht. Wir notieren uns diese Freizeitmöglichkeit schon einmal hinter den Segelohren und kümmern uns zuerst um Wichtigeres: Wo sollen wir mit dem Dinghy das Land ansteuern? Wir versuchen es vorerst im Hafen, wo wir es eher illegal auf Anraten der lokalen Schnellbootführer an einem Steg belegen. Nach einer kurzen Runde an Land sind Einkäufe gemacht und eine Surfschule erspäht. Wir sind schlapp von der langen Fahrt und froh, nach mahnenden Worten des Hafenmeisters wegen unserem Anlegemanöver in die Koje zu kriechen und Weiteres auf den nächsten Tag zu verschieben.
In neuer Frische finden wir am kommenden Tag einen guten Platz, um am Land anzulanden und ziehen das Dinghy weit genug den Strand hoch, damit es sowohl bei Ebbe, als auch bei Flut an einem geegneten Platz liegt. Wir geniessen das Ferienambiente an der schönen Strandpromenade, gesäumt von kleinen Bars und Restaurants untermalt von Live-Musik. Die lebendige Umgebung beschwingt uns, so dass wir gleich die Surfschule kontaktieren. Und siehe da: Wir können als ganze Familie am nächsten Tag mit einer 10-Jährigen und einem 11-Jährigen in die Beginner:innen-Klasse. :) Dafür stehen wir tags darauf gern früher auf und setzen - knapp wie immer, aber doch gerade noch rechtzeitig - über ans Ufer. Simone, unser Surflehrer, ist auf Anhieb sympathisch und spricht nach einigen Jahren in Australien fliessend Englisch. Er fährt mit unserer Truppe an einen Strand mit idealen Surfbedingungen, die wir allerdings noch nicht ganz ausschöpfen können... Wir paddeln und tauchen und straucheln mit dem Brett und freuen uns jedesmal, eine Welle erwischt zu haben. Was für ein Gefühl! Motivator Simone schafft es, Lio, Janosch und Nico nach jeder Anstrengung mit einem lauten YEEEEAH, BOOOOOYS zum nächsten Versuch anzuspornen. Die Stunden verfliegen schnell, das Gefühl allerdings nehmen wir mit dem Wunsch mit, wieder einmal irgendwo surfen zu wollen.
Eine Mitteilung reisst uns aus dem neuen Lebensgefühl heraus: Die Filter, die wir für den Motor brauchen, seien nun doch in Rubicon in Lanzarote angekommen. Rubicon? Dort sind wir doch schon einige Tage nicht mehr! Aber für was hat man ein Schiff dabei? Kurzerhand kreuzen wir am nächsten Tag zurück nach Lanzarote, ankern, holen die Filter, kaufen kurz ein und los geht's zurück, diesmal aber direkt zur Isla de los Lobos, einer winzig kleinen Insel vis-à-vis von Corralejo. Wir sind nicht die einzigen, zig Touristen-Katamarane besuchen das Eiland täglich mit gutem Grund: Die Landschaft ist bestechend, genauso wie das Gefühl, alleine auf der Welt zu sein. Wir spazieren über die Insel und probieren im Mini-Restaurant - einem von etwa insgesamt fünf Gebäuden auf dieser Insel - direkt am Meer Paella. Köstlich!
Wir bleiben zwei Nächte vor Anker und treffen eine Familie mit einem 7- und einem 5-Jährigen aus Jersey, die genau die gleiche Route plant wie wir. Was für ein Glück! Wir unterhalten uns auf Englisch (Schule für diese Tage abgehakt ;)) und freuen uns, sie auch in Zukunft wieder treffen zu können. Dann lösen wir den Anker und halten südlichen Kurs, die idyllische Bucht Pozo Negro ist unser nächstes Ziel. Rocinante ist das einzige ankernde Schiff, das wiederum sehr klare Meer lädt zum Schwimmen ein und beim kleinen Streifzug an Land werden wir freundlich begrüsst; wieder ein Ort, an dem es sich gut leben lässt.